23. Haus der Begegnung Bad Lauterberg
Gemeinwesenarbeit stärken, Treffpunkt etablieren
Janka Eckhardt
37431 Bad Lauterberg im Harz
E-Mailadresse:
Ansprechpartner*in:
Marie Henners
Handlungsfelder:
Imageverbesserung und Öffentlichkeitsarbeit, Soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur, Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen
Zielgruppe:
Alle Anwohner*innen, Ältere Bewohner*innen (ab 60), Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
Kurzbeschreibung:
Die Stadt Bad Lauterberg im Harz hat in den letzten zwei Jahren aktiv mehr geflüchtete Menschen aufgenommen, als sie nach dem bestehenden Verteilungssystem gemusst hätte. Viele dieser Menschen sind im Familienverbund gekommen und alle wurden dezentral untergebracht, um eine Ghettoisierung zu vermeiden. Aufgrund der vielfältigen Fragen und Unterstützungsbedarfe, die im Alltag der Menschen entstanden, begannen Ehrenamtliche ein breites Unterstützungsangebot aufzubauen. Vom Kinderschutzbund koordiniert gibt es in Kooperation mit den Johannitern und weiteren Organisationen im alten Stadthaus eine Anlaufstelle, unter deren Dach mit Kleiderkammer, Begegnungscafé, Sprachunterricht, Kinderbetreuung, Einzelfallberatung, Musikprojekte, Koordination und Begleitung ehrenamtlicher PatInnen ein vielfältiges Angebot besteht.
Bewusst richten sich diese Angebote weitestgehend an alle Menschen, um Ressentiments gegenüber den vermeintlich besser versorgten Flüchtlingen zu vermeiden beziehungsweise einzugrenzen. Dennoch wird das Angebot bis jetzt lediglich vereinzelt von Alteingesessenen in Anspruch genommen. Rechtes Gedankengut und Einstellungen finden unter den EinwohnerInnen vermehrt Zuspruch. Die schlechte infrastrukturelle Situation der Region mit schwierigen Bedingungen für insbesondere Jugendliche sowie hohe Arbeitslosigkeit und steigende Altersarmut bergen die Gefahr, dass Menschen sich verunsichert und benachteiligt fühlen und daher einen Sündenbock suchen.
Das Ziel des Modellprojekts ist zum Einen, die langfristige Begleitung des Integrationsprozesses der Neuzugewanderten sicherzustellen, indem die Ehrenamtlichen die dringend notwendige hauptamtliche Unterstützung bekommen. Zum Anderen soll durch eine verstärkte Vernetzung mit anderen AkteurInnen des Gemeinwesens und entsprechende Öffentlichkeitsarbeit erreicht werden, dass die Angebote tatsächlich von einem größeren Teil der Gesellschaft wahrgenommen und mitgestaltet werden. Das langfristige Ziel ist, eine aktive Gemeinwesenarbeit, die die EinwohnerInnen begleitet, unterstützt und präventiv bezüglich sozialen Konflikten, Vernachlässigung und Radikalisierung wirkt.
Ausgangslage / Problem:
Das Angebot im alten Stadthaus ist essentiell für die geflüchteten Menschen und bietet gleichzeitig die Chance eine strukturierte Gemeinwesenarbeit in der Stadt Bad Lauterberg aufzubauen. Abgesehen von der Integrationsberatung, die dreimal wöchentlich durch Sozialpädagogen der Johanniter sowie des JuBi-Hauses Tettenborn angeboten wird, werden alle anderen Angebote jedoch rein ehrenamtlich koordiniert. Auf Dauer wird es, wie bereits eindeutig von den handelnen Personen kommuniziert, den Ehrenamtlichen nicht möglich sein so viel Zeit und Energie in dieses Projekt zu stecken. Das hat sowohl zeitliche, finanzielle als auch gesundheitliche Gründe. Um einen Teil dieser Problematik aufzufangen, wäre es sinnvoll den federführenden Personen eine Möglichkeit zu bieten, in ihrem Engagement für das Gemeinwesen gestärkt zu werden, sodass sie langfristig das freiwillige soziale Engagement anderer begleiten und koordinieren können.
Die Stadt Bad Lauterberg mit dem Bürgermeister Herrn Dr. Thomas Gans begrüßt das Angebot im alten Stadthaus und betont, dass die letzten zwei Jahre wesentlich mehr soziale Konflikte provoziert hätten, wenn es dieses Engagement nicht gegeben hätte. Aufgrund der schlechten finanziellen Lage der Stadt ist es jedoch nicht möglich mehr als Miete und grundlegende Büroinfrastruktur zu finanzieren.
Durch die Förderung des Landes wäre es auch möglich strategischer zu arbeiten. Räumlichkeiten könnten saniert oder ausgebaut werden und die Netzwerke gestärkt gestärkt und ausgebaut, um mehr Menschen zu erreichen. Das vielfältige Vereinsleben der Region sowie die Besonderheiten der Stadt als Kurstandort könnten bedacht und effektiver miteinander vernetzt werden.
Jahresziel:
vorhandenes GWA-Angebot professionalisieren und verstetigen durch Schaffung hauptamtlicher Strukturen
bestehende Projekte beibehalten, neue Angebote auf- und ausbauen
Maßnahme:
-bisherige Projekte verstetigen durch Unterstützung bei Planung und Durchführung von Veranstaltungen
-mit neuen Angebotsideen aktiv auf mögliche Kooperationspartner zugehen und bei Initiierung und Fortführung unterstützen
die aufgrund von Überlastung einsetzende Müdigkeit des Ehrenamts abzufangen
Maßnahme:
→Schaffung von Stellenanteilen für Koordination sowie Projektmitarbeit
→Unterstützung bei Verwaltungsaufgaben
Jahresziel:
Entwicklung eines Konzepts für langfristige, nachhaltige Quartiersarbeit
Bedarfe ermitteln
Maßnahme:
BewohnerInnenbefragung
Erprobung von Unterstützungsangebot- und Veranstaltungsformen
Zukunftswerkstatt
stärkere Vernetzung
Maßnahme:
-regelmäßige Gremienarbeit
-Austausch zwischen GWA-AkteurInnen und politischen Ausschüssen
Jahresziel:
mehr gesellschaftliche Gruppen zu erreichen und einzubinden
bestehende bzw. derzeitige Kommunikationswege erfassen und auswerten
Maßnahme:
Im Rahmen eines Workshops o.Ä. erarbeiten: Was wird kommuniziert? Wer wird erreicht? Wer sollte/möchte erreicht werden? Wann wird etwas kommuniziert? Wie (Medium, Sprache etc.) wird etwas
kommuniziert? -->entsprechende Folgeschritte daraus ableiten
Ansatz GWA/QM:
Der Ansatz des Projekts ist es bestehende Angebote mit den notwendigen personellen und räumlichen Ressourcen auszustatten, um weiterhin soziale Aktivitäten und zielgruppenorientierte (Beratungs-)Angebote durchführen zu können und bei Bedarf zu erweitern und anzupassen. Damit weiterhin und verstärkt durch Begegnung und Austausch ein Kennenlernen ermöglicht und Vorurteile abgebaut werden, braucht es eine gezielte Unterstützung. So sollen Akzeptanz und Verständnis zu einem guten Zusammenleben beitragen und Präventionsarbeit leisten. In dem Menschen eine sinnvolle Beschäftigung durch das Einbinden in die Gemeinwesenarbeit gegeben wird, beugt auch das Kriminalität, Einsamkeit und Konflikten vor.
Methoden:
(Aktivierende) Befragung, (Informelle) Beratung, Begleitung bei Projekten von Bewohner/innen, Bestandsanalyse, Einfach da sein, Empowerment, Stadtteilzeitung, Hilfe zur Selbsthilfe, Kommunikationsanlässe wie Nachbarschaftsfeste Weihnachts- und Flohmärkte., Kultur- und Kunstprojekte (Theater, Film, Musik, schreiben)
Qualitätsstandards:
4. Zielgruppenübergreifendes Denken und Handeln
Es werden von mehreren Akteur*innen gemeinsam Aktivitäten geplant und durchgeführt. Die Organisierenden und Teilnehmenden sind heterogen bezogen auf Alter, kulturelle Prägung, Geschlecht u.a.
6. Starke Netzwerke und Kooperationen
Netzwerke wurden ausgebaut, sodass Synergieffekte sinnvoll genutzt werden können. Es gibt ein starkes Bündnis aus Trägern, Bewohnerschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bildungsinstitutionen,um gesamtgesellschaftliche Entwicklungen besser anzugehen.
2. Selbstorganisation ist möglich
Nicht gewollte Abhängigkeiten, bspw. zwischen Geflüchteten und ihren Pat*innen, werden gemindert. Menschen sind aktiv und setzen sich für ihre Interessen und Bedarfe ein. Dies jedoch nicht auf Kosten anderer.
Name des Projektgebietes:
Bad Lauterberg-Stadt und dazugehörige Dörfer
Stadttyp:
Kleinstadt (5.000 - 20.000 Einwohner)
Einwohnerzahl des Projektgebietes:
5000
Quelle / Anmerkungen:
Quelle ist Stadt Bad Lauterberg sowie eine Schätzung der EinwohnerInnen des schwer abzgrenzenden Gebietes.
Abgrenzung des Projektgebietes:
Da die geflüchteten Menschen sowie weitere Zielgruppen nicht kompakt im Umkreis des alten Stadthauses sondern viel mehr in der ganzen Stadt und auch auf die dazugehörigen Dörfer verteilt wohnen, ist eine räumliche Abgrenzung im Sinne von einem Quartier mit bestimmten dazugehörigen Straßen(-zügen) schwierig. Der Begnungsort wird bis auf weiteres im alten Stadthaus sein, bis andere adäquate Räumlichkeiten gefunden wurden. Die Projektaktivitäten werden sich vorrangig in und um diesen Treffpunkt abspielen. Einzelne Veranstaltungen wie das "Fest der Kulturen" im August werden auf dem Kirchplatz und anderen öffentlichen Plätzen oder in Räumlichkeiten von KooperationspartnerInnen stattfinden. Das Projektgebiet umfasst also den gesamten Sozialraum der Kleinstadt Bad Lauterberg, konzentriert sich aber auf das Haus der Begegnung. TeilnehmerInnen werden zum Teil auch aus den umliegenden Dörfern anreisen.
Das Projektgebiet liegt im Programmgebiet „Sozialer Zusammenhalt“:
nein
Projektgebiet geprägt durch:
Erhöhter Modernisierungsbedarf bei Wohngebäuden, Fehlen von Einrichtungen mit Treffpunkt-Charakter, Kaum / nichtvorhandene lokale Ökonomie, Ein schlechtes Gebietsimage, Starke und übermäßig schnelle Veränderung der Bewohnerstruktur, Vermehrten Zuzug von Geflüchteten, Fehlende Arbeitsplätze und Beschäftigungsangebote, Zunahme von Transferleistung