Widerstand und Skepsis in der Dissener Bevölkerung gegenüber einem vermeintlich kurzlebigen Projektangebot, ist verhaltener Beobachtung, aktivem Interesse und tatkräftiger Begeisterung gewichen. In den Bedarfsbefragungen, bei Stadtteilerkundungen und im Miteinander zeigt sich ein deutlicher Wille zur Mitgestaltung des Wohn- und Lebensraumes in Dissen bei Menschen unterschiedlicher Generation und Herkunft. Familien, Senior*innen, Migrant*innen nehmen eher teil, wenn eine verlässliche Ansprechperson und aktivierende Prozessmoderation zur Verwaltung zur Verfügung steht, die hilft, Hürden abzubauen.
Das Interesse liegt bei den Menschen zunächst in der Umsetzung konkreter, kurzfristig umsetzbarer Vorhaben, z.B. der Pflege städtischer Blumenbeete oder der Belebung des Rathausplatzes durch bauliche Umgestaltung für mehr Aufenthaltsqualität, durch ein Open Air Dinner und ein „Familiensportfest“. Zudem wird das ehemalige Krankenhausgelände in den kommenden Jahren zu einem neuen Wohngebiet ausgebaut. Dies bietet die Chance, von Anfang an gestalterisch Einfluss zu nehmen, Nachbarschaft und Identität zu stärken. All dies soll weiter miteinander verknüpft werden und idealerweise münden in einem Bürger*innennetzwerk, das die größeren Entscheidungs- und Planungsprozesse (Begrünungsvorhaben) ebenso wie spontane Aktionen (nachbarschaftliches Grillen) gemeinsam trägt und Platz lässt für weitere Gemeinschaftsstiftende Vorhaben. Es ist bisher gelungen, ein verlässliches Anlauf- und Beratungsangebot in Dissen zu bieten (KiFaZ/St.Ansgar-Gemeinde) und eine Ermöglichungsstruktur aufzubauen, die insbesondere Familien, Senior*innen und Migrant*innen anspricht, einen flexiblen Gestaltungs- und Begegnungsraum bietet.
Der Aufbau einer "DissenApp" auf Initiative von Akteur*innen, soll Bürger*innen, Stadtverwaltung und lokale Politik näher zusammenrücken lassen. Für digital organisierte Aktionen, Vernetzung, Informationen zu Veranstaltungen, Ideen und Berichte soll die voraussichtlich schon 2020 installierte App in den kommenden Jahren zur Verfügung stehen. Die kommunale Verwaltung unterstützt dieses Vorhaben. Sukzessive sollen mehr und mehr Dissener lokale Verantwortungsgemeinschaft leben können. Dies könnte münden in einem Bündnis von Bürger*innen, Vertreter*innen der lokalen Wirtschaft, Stiftungen, Verbänden, Kirchen etc., das Gemeinwesenarbeit etabliert und bestenfalls (auch) durch eigene Beiträge nachhaltig finanziell sicherstellt.
1. Die Stadt Dissen ist mit ihren knapp 10.000 Einwohner*innen trotz ländlicher Lage industriell geprägt und in den letzten 6 Jahren wirtschaftlich und infrastrukturell krisengeschüttelt; zuletzt noch durch einen Rechtsstreit um die Bürgermeisterwahl, die am 23.02.2020 wiederholt werden musste. Sinkende Gewerbesteuereinnahmen und stark steigende Kita-Kosten führen zu tiefroten Zahlen. Die Stadt erwartet für 2020 ein Defizit von 2,6 Millionen. Eine Haushaltssperre ist unvermeidbar.
2. Aus der Unzufriedenheit mit Politik und Verwaltung hat sich eine Initiative „Wir für Dissen“ entwickelt, die großen Zulauf hat. Das Projekt „Dissen aktiv“ ist mit den Akteuren in Kontakt, möchte aber nicht vereinnahmt werden. In Dissen ist Aktivitätspotenzial vorhanden. Erforderlich ist eine moderierende GWA, die Bürger*innen mit ihren Ideen, deren Umsetzung und Selbstorganisation fördert und begleitet.
3. Bislang sind in der Stadtverwaltung Prinzip und Wirkung von GWA noch nicht etabliert, die Ansprechperson für Ehrenamt hat kaum zeitliche Ressourcen, um bürgerschaftliches Engagement zu begleiten, zu fördern oder auch nur weiter zu führen. GWA ist in Dissen erforderlich, um in einer Kümmerer-Funktion die Stadtverwaltung immer wieder neu aufzufordern, im Sinne der Bürgerbeteiligung zu denken und zu handeln. Dies wird u.a. wichtig, wenn der Abriss des 2014 geschlossenen Krankenhauses den Weg frei macht für die Neugestaltung eines zentrumsnahen Stadtteils. Der neue Bebauungsplan sieht Misch- und Wohnbebauung vor. Politik und Verwaltung sind hier aufgefordert, Bürger*innen einzubeziehen. Die GWA-Steuerungsgruppe kann dabei fachbereichsübergreifende Ansätze anregen (Bauamt, Umwelt, Soziales…).