Verschiedene Bevölkerungsgruppen an einem Ort führen nicht automatisch zu einem lebendigen Miteinander. Damit Vielfalt tatsächlich gelebt wird, müssen infrastrukturelle Veränderungen gezielt gestaltet, gemanagt und begleitet werden.
Hier setzt die Gemeinwesenarbeit (GWA) an. Ziel des Projekts ist es, den sozialen Zusammenhalt in Dissen nachhaltig zu stärken, partizipative Prozesse zu vertiefen und GWA als festen Bestandteil der Stadtentwicklung zu verankern. Dabei soll das Narrativ einer vielfältigen Dissener Stadtgesellschaft gestärkt werden, in der Unterschiedlichkeit als Bereicherung erlebt wird.
Aufbauend auf den Erfahrungen des laufenden Projekts (2023-2025) wurden bereits Maßnahmen zur Förderung von Begegnung und Teilhabe entwickelt. Dabei hat sich gezeigt, dass GWA besonders erfolgreich ist, wenn sie niedrigschwellige Begegnungsformate schafft, die auf gemeinsamen Interessen basieren oder im öffentlichen Raum stattfinden. Beispiele dafür sind bewährte Begegnungsformate wie das Tannenbaumsingen oder interkulturelle Picknicks. Weitere Anlässe, wie z.B. die Jubiläumsfeier „75 Jahre Stadtrechte“ sollen genutzt werden, um Begegnung und Partizipation zu stärken, Aufmerksamkeit für die GWA zu schaffen und neue Akteur*innen gezielt einzubinden.
Die geplante Neugestaltung des Homann-Areals Geländes bietet zudem die Möglichkeit, bauliche und soziale Aspekte von Anfang an zusammenzudenken und die vielfältigen Bedürfnisse der Bewohner*innen aktiv einzubeziehen. Beteiligungsaktionen wie Pop-up-Workshops oder Stadtteilspaziergänge erfassen Ideen aus der Bevölkerung, während aktivierende Befragungen gezielt die Bedarfe marginalisierter Gruppen ermitteln, um ihre Perspektiven in die Planung einzubringen. Zudem bietet sich die Gelegenheit, neue – dringend benötigte – Begegnungsorte zu schaffen, an denen Menschen zusammenkommen können. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit mit der Stadtplanung intensiviert, um GWA langfristig in städtische Entwicklungsprozesse zu integrieren.
Auch die Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft wird gezielt ausgebaut. Erste Gespräche mit Unternehmen sondieren mögliche Kooperationen, während z.B. das Stadtjubiläum genutzt wird, um GWA in der Wirtschaft sichtbar – und ihren Mehrwert erlebbar zu machen.
Durch diesen ganzheitlichen Ansatz wird Dissen aTW als lebenswerte, vielfältige Stadt gestärkt, in der sich alle Bevölkerungsgruppen zugehörig fühlen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.
In Dissen am Teutoburger Wald leben Menschen aus über 80 Nationen. Besonders prägend ist der hohe Anteil an Arbeitsmigrant*innen aus Südosteuropa, Geflüchteten, Spätaussiedler*innen sowie Personen mit türkischen Wurzeln. Der Anteil der Menschen mit Migrationsgeschichte liegt deutlich über dem Durchschnitt im Landkreis. Diese Vielfalt spiegelt sich jedoch nicht in einem lebendigen Miteinander wider. Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Hintergründe sind nach wie vor begrenzt und bleiben oft oberflächlich.
Eine zentrale Herausforderung für die Stadt ist der Wegfall der Homann-Salatfabrik, die bis 2022 der größte Arbeitgeber der Region war. Mit dem Abzug des Unternehmens verlor Dissen nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze, sondern steht auch vor der Aufgabe, das frei gewordene Gelände sinnvoll zu nutzen. Die Neugestaltung dieses Areals bietet eine einmalige Chance, bauliche und soziale Aspekte von Anfang an gemeinsam zu denken. Dabei ist es essenziell, eine breite Beteiligung sicherzustellen und auch marginalisierte Gruppen aktiv einzubeziehen.
Die wirtschaftliche Struktur in Dissen ist weiterhin stark von der Lebensmittel- und fleischverarbeitenden Industrie geprägt. Gleichzeitig leidet die Innenstadt unter einem Rückgang des Einzelhandels und dem Fehlen öffentlicher Begegnungsräume.
Vor diesem Hintergrund wird die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu einer zentralen Aufgabe. Durch die Aktivierung der lokalen Wirtschaft kann Vielfalt als Chance sichtbar gemacht werden. Die Verknüpfung von wirtschaftlicher Entwicklung und GWA bietet die Möglichkeit, langfristig Strukturen zu schaffen, die das Zusammenleben in Dissen nachhaltig fördern.