Bereits heute stellt die Vielfalt im Gemeinwesen das Zusammenleben vor eine große Herausforderung. Konflikte müssen gemanaged, das Zusammenleben gestaltet werden. Die Gemeinwesenarbeit bietet großes Potenzial, Vielfalt lebensweltnah und ganzheitlich Vielfalt zu gestalten – gerade auch im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen der Integration von Geflüchteten aus der Ukraine. Dieser Ansatz kann nur ganzheitlich unter Einbindung möglichst aller Akteur*innen der Zivilgesellschaft und aller Abteilungen der Stadtverwaltung und Teilen der Landkreisverwaltung erfolgreich sein. Deshalb soll in einem iterativen Prozess ein Masterplan für das Gemeinwesen entwickelt werden, bei dem von Anfang an das Handeln im und mit dem Gemeinwesen im Mittelpunkt steht, um Barrieren zu überwinden oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Hier kommen digitale (z.B. digitale Umfragen, QR-Codes im Projektgebiet) wie analoge Methoden zum Einsatz (z.B. das mobile Café oder Straßenzeitungen). Gerade das Projektgebiet in der Kleinstadt Dissen aTW eignet sich besonders für eine solches Vorgehen, weil die Wege kurz sind und die sozialen Netzwerke in vielen Bereichen noch funktionieren. Nichtdestotrotz ist Dissen aTW – und besonders das Projektgebiet – von einem hohen Migrationsanteil und dem Weggang mehrerer Großbetriebe gekennzeichnet, was einen unmittelbaren Einfluss auf das Zusammenleben in Vielfalt hat. Daher ist hier ein ganzheitlicher Handlungsbedarf geboten. Besonders jetzt ist es wichtig, einen multiperspektivischen Ansatz zu fahren, der den Herausforderungen auf allen Ebenen der Stadtgesellschaft begegnet und z.B. auch die Stadtplanung mit einbezieht. Die Vernetzung vor Ort soll nachhaltig durch die Verwendung von analogen und digitalen Methoden weiterentwickelt und noch näher an die Bürger*innen im Gemeinwesen gebracht werden. Zentral geht es darum, die Stadtgesellschaft auch zukünftig für kommende Herausforderungen und Krisen aus dem Blickwinkel des Zusammenlebens krisenfest zu machen.
Dissen aTW mit über 10.200 Einwohner*innen aus mehr als 60 Nationen liegt im Süden des Landkreises Osnabrück am Teutoburger Wald. Einen besonders großen Teil machen EU-Arbeitsmigrant*innen v.a. aus Rumänien, Polen und Bulgarien aus. Hinzu kommt ein hoher Anteil an Spätaussiedler*innen. Der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund im Projektgebiet ist überdurchschnittlich im Vergleich zur Gesamtstadt und diese liegt über dem kreisweiten Durchschnitt. Im Gemeinwesen zeigt sich eine stark segmentierte Gesellschaft. Vielfalt wird nicht gelebt. Hier stellt sich die große Herausforderung, ein Zusammenleben in Vielfalt aktiv und unter Einbindung aller Bewohner*innen im Gemeinwesen zu gestalten – gerade auch im Hinblick auf die zu erwartenden Flüchtlinge aus der Ukraine. Daher soll mit dem Projekt ein Verständnis und die Umsetzung von Maßnahmen zur Gestaltung des Zusammenlebens in Vielfalt gemeinsam mit den Bewohner*innen des Gemeinwesens, der Stadtverwaltung/ -politik sowie weiteren Akteur*innen des Zusammenlebens in Vielfalt erarbeitet und umgesetzt werden. In den drei Vorläuferprojekten wurden bereits unterschiedliche Zielgruppen erreicht und erste Netzwerke aufgebaut, die auch als Grundlage für das aktuelle Projekt dienen. Eine Verstetigung der GWA ist allerdings bislang nicht gelungen. Deshalb übernimmt die Stadt Dissen aTW nun selbst die GWA, für die Herr Moqem Omari gewonnen werden kann, der bislang als Integrationsmanager für die Stadt Dissen tätig ist. Er ist Politikwissenschaftler MA mit den Schwerpunkten Zivilgesellschaft und Migration und weist eine langjährige Erfahrung in der sozialen Arbeit auch in Dissen auf. Eine GWA-Fortbildung ist geplant.