Seit ca. 16 Jahren arbeiten wir in unserem Nachbarschaftstreff gemeinsam mit den Menschen unseres Stadtteils Süd in Burgdorf, um soziale Kontakte zu unterstützen. In unserer Nachbarschaft leben Menschen mit ganz unterschiedlichen ethnischen, religiösen und kulturellen Identitäten. Durch die Vielfalt der Menschen unseres Stadtteils, bedingen sich große, auch sozialökonomische, Unterschiede. Um ein gutes Klima des Miteinander und Füreinander zu unterstützen ist uns die Integration aller ins nachbarschaftliche sowie ins städtische Leben ein Anliegen.
Aus diesem Grunde gestalten wir unsere Arbeit im Nachbarschaftstreff als niedrigschwelligen Anlaufpunkt. Ca. 30 Ehrenamtlichen unterstützen uns bei dieser Arbeit. Sie setzen sich sowohl aus alteingesessenen wie auch neuzugewanderten Bürger*innen Burgdorfs zusammen.
Hierbei ist unsere Beobachtung, dass die Menschen, die sich mit ihrem Quartier verbunden fühlen, sich auch zunehmend mehr für „ihr Quartier“ einsetzen. Unser Ziel ist gemeinsam mit den Bewohner*innen aus Burgdorf Süd, Gelegenheiten zu entwickeln, durch die mehr Selbstaktivierung und eigene „Schaffens-Möglichkeiten“ entdeckt werden können. Möglichkeiten schaffen, durch die eigene Stärken, individuelle Fähigkeiten und Interessen herausgefunden werden, bieten Gelegenheit für sowohl Teilhabe als auch Partizipation. Dieses soll u. a. erreicht werden durch Ideen-Feste, gemeinsame Projekte mit den Bewohner*innen, Stadtteilversammlungen, etc. Durch Unterstützung der Entwicklung von Empowerment und ein Verständnis der Gemeinwesenarbeit soll dazu beigetragen werden, dass es sowohl bei den Bewohner*innen wie auch bei den institutionellen Akteuren (seit 2018 Teilnahme am Arbeitskreis Sozialraum Süd) unseres Stadtteils, zu einem Gefühl des "Mein Dein - Unser" kommt. Dies meint, dass die genannten unseres Stadtteils sich selbst erleben (Mein), eigene Stärken entdecken und Ideen entwickeln, welches ihr Beitrag für ihren Nachbarn, die Nachbarschaft und den Stadtteil (Dein) sein kann. Dem folgend ist Ziel, unter den Gesichtspunkten von Gemeinwesenarbeit, das bürgerschaftliche Engagement zu stärken (Unser). Der Aspekt, was können wir zusammen und jeder Einzelne beitragen für unser Quartier, ist Leitgedanke unseres angedachten Projektes. Um hierbei die Projekte und die Einzelnen in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen, bedarf es einer kontinuierlichen und vertrauensvollen Möglichkeit der Begegnung, die unser Nachbarschaftstreff weiter darstellen möchte.
Die Südstadt in Burgdorf gestaltet sich im Gegensatz zur übrigen Stadt sehr heterogen in Bezug auf ethnischer, religiöser und kultureller Identität der Bewohner*innen. Auch baulich sticht dieser Stadtteil durch die Häufung von Mehrfamilien- und Hochhäusern hervor. Der Straßenzug, in dem unser Nachbarschaftstreff verortet ist, befindet sich am südlichen Stadtrand. Auf der einen Seite stehen neun Mehrfamilienhäuser mit B-Schein Berechtigung und auf der anderen Seite stehen Reihenhäuser im Eigentum der Bewohner*innen. in den 1990er und 2015 wurde vorwiegend dieser Stadtteil genutzt, um geflüchteten Familien Wohnraum zu bieten. Insbesondere in unserem Straßenzug gibt es vermehrt kulturelle Konflikte (Müll, Lautstärke, Gerüche, Draußen-Aktivitäten usw.), welche durch die vorhandenen Sprachbarrieren oft schwierig zu lösen sind. Die Menschen leben hier, da es sich als das finanziell Machbare darstellt, einige streben danach in andere "bessere" Stadtteile umzuziehen. Viele der hier ansässigen Menschen gehen keiner versicherungspflichtigen Beschäftigung nach, gestalten ihren Alltag durch die Grundsicherung. Dieses hat zur Folge, dass hier Familien leben, die sich in schwachen Sozialstrukturen befinden. Als Folge dessen ist eine Vererbung der sozialen Lage zu beobachten. Zudem stellen wir fest, dass sich die Familien immer mehr um ihre Belange, evtl. noch um die ihrer Community kümmern, als um das Allgemeinwohl. Viele scheinen aufgrund ihrer prekären Lage sich mehr um den Erhalt ihrer Existenz zu kümmern, als das sie in ihrer Person Kapazitäten entdecken, durch die sie aktiv an dem sie umgebenden Leben im Stadtteil teilnehmen und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten einbringen.