Im Laufe der ersten Förderperioden konnte in Zusammenarbeit mit inzwischen 6 in freier Trägerschaft bestehenden Nachbarschafts-, Stadtteil- und Quartierszentren (i.F. NSQ-Zentren) auf strategischer Ebene ein gesamtstädtisches Konzept GWA erarbeitet werden. Gemeinsam mit den NSQ-Zentren wurde ein Leitbild, einheitliche Qualitätskriterien und Arbeitssäulen GWA für die Stadt Göttingen entwickelt. In jedem der NSQ-Zentren konnten über die Einrichtung von Stadtteilkonferenzen/Bürgerforen erste Beteiligungs- und Partizipationsstrukturen eingerichtet werden. In der kommenden Gesamtförderperiode gilt es dieses Netz der NSQ-Zentren zu stärken und zu erweitern. Die GWA im Quartier Leineviertel soll verstetigt werden und weitere Ansätze zur Förderung der Integration und sozialen Teilhabe der heterogenen Bevölkerung im Leineviertel erprobt werden. Zusätzlich wird in einem neuen Quartier "Zietenterrassen“ über die sozialräumliche Öffnung des Sportvereins SC Hainberg und im engen Austausch mit dem Quartiersbüro "Leineviertel" eine weitere Anlaufstelle GWA aufgebaut. Bereits jetzt zeichnet sich die Trägerstruktur der von der Stadt Göttingen unterstützten NSQ-Zentren durch Vielfalt aus. Wohlfahrtverbände, Nachbarschaftsvereine, die Beschäftigungsförderung Göttingen (kAöR) und die Jugendhilfe Göttingen e.V. setzten mit ihrem trägerspezifischen Know How die Gemeinwesenarbeit in den Stadtteilen/Quartieren um. Die Erweiterung dieses Trägernetzwerkes um das Wissen eines Sportvereins sehen wir als Chance, die Erfahrungen der (Sport-)Vereinsarbeit in der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen, der Entwicklung von Sport-, Freizeit- und Gesundheitsangeboten zu nutzen, um die Weiterentwicklung der GWA auf der vor Ort Ebene in den bestehenden Zentren und Quartieren insgesamt voranzutreiben (Synergien). Auch soll dieses "Erfahrungswissen" genutzt werden um verstärkt unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu erreichen und zu integrieren.
Für die stärkere Entwicklung der ressortübergreifenden Zusammenarbeit in der Quartiersentwicklung soll eine verwaltungsinterne Koordinierungsstelle GWA/Quartiersentwicklung aufgebaut werden. Aufgabe dieser Koordinierungsstelle wird es sein, die vielfältigen (Quartiers-)Entwicklungsprozesse in der Stadt Göttingen zu begleiten und mit der gesamtstädtischen GWA besser zu verzahnen. In einer neu einzurichtenden Arbeitsgruppe werden dabei die Sozialplanung (DezC) und FD Stadt- und Verkehrsplanung (DezD) eng zusammenarbeiten.
Das neu zu entwickelnde Quartier „Zietenterrassen“ befindet sich in Hanglage östl. des Stadtkerns am Göttinger Stadtrand & ist durch eine sehr heterogene Bevölkerungsstruktur geprägt. Auf einem ehm. Kasernengelände hat sich ein gemischt genutztes Quartier entwickelt. 2015 wurde eine Flüchtlingsunterkunft errichtet, die von den BewohnerInnen wenig akzeptiert wird. Es gibt latente Ängste vor Wertverlust & Übergriffen seitens der Eigenheimbesitzer. In mehrgeschossigen Wohngebäuden der Städtischen Wohnungsbau leben überwiegend einkommensschwache Mieter & Menschen mit Migrationshintergrund. Eine Spaltung der Bewohnergruppen ist zu befürchten. Erste Berichte & Beschwerden über Lärmbelästigung (insbes. durch Jugendliche), Alkohol- & Drogenkonsum im öffentlichen Raum und das Anbringen fremdenfeindl. Symbole schaden Quartiersimage & Wohnqualität. Hier gilt es über den Aufbau von GWA präventiv entgegenzuwirken. Auch das Gebiet Leineviertel ist von sozialen Problemlagen, Anonymität & Fluktuation geprägt. Eine nachbarschaftl. Organisation auf Augenhöhe und gegenseitiger solidarischer Unterstützung stößt an soziale (Alter, Geschlecht, Herkunft, Einkommen, Vorurteile) und räumliche (Hochhauskomplex Groner Landtsr. mit 432 App., Neubaugebiete in Leinenähe, verkehrliche Lage, Defizite im öffentlichen Raum) Grenzen. Diesen multiplen Problemlagen entgegenzuwirken, benötigt Kontinuität & Beständigkeit beim Aufbau der GWA. Neben den Erschwernissen bei der Standortsuche für ein Quartierszentrum, dem Pandemieausbruch im Hochhauskomplex, hat auch ein Personalwechsel im vorherigen Projektverlauf zu Rückschritten beim Aufbau nachhaltiger Strukturen der GWA geführt.