Im Nette-Quartier arbeiten die Fachbereiche „Kinder, Jugend, Familien“ und „Integration, Soziales, Bürgerengagement“ ressortübergreifend zusammen, um perspektivisch ein gesamtstädtisches Konzept der beteiligungsorientierten Quartiersentwicklung zu erarbeiten. Der Ansatz soll als gesamtstädtische Strategie der GWA/QM nutzbar gemacht und im Rahmen der Sozialplanung verstetigt werden. Mit der Projektförderung im Nette-Quartier hat die Stadt Osnabrück einen Pilotprozess zum integrativen Ansatz „Quartier für Alle!“ initiiert.
Der Ansatz erweitert die Akteursarbeit um die Zielgruppe 60+ und erschließt das Engagement- bzw. Mitwirkungspotential aller Bewohner für die Quartiersentwicklung. Im Rahmen der GWA wurden Projekt und Gemeinwesenarbeiter vorgestellt, Angebote und Informationen gebündelt, erste Medien (Präsentation, Flyer, Webseite) erstellt. In Kooperation mit den Hauptakteuren wurden Bürgerveranstaltungen initiiert. Mit der Coronakrise begann eine vom Nette-Quartier koordinierte Zusammenarbeit der Hauptakteure, die Unterstützungsstrukturen geschaffen und freiwillige Helfer akquiriert hat.
Durch die Akteursvernetzung und erste Formate der Bewohnerbeteiligung (Veranstaltungen, Befragung, Auswertung zweier Stadtteilstudien und Fokusgruppen-Interviews in Koop. mit der Hochschule) wurden Bedarfe ermittelt und zu fünf Schwerpunktthemen gebündelt, die in der nächsten Projektphase die Maßnahmen-/Beteiligungsplanung fundieren werden. Das Projektbüro etabliert sich als Ansprechstelle im Quartier.
Der Gemeinwesenarbeiter ist mit relevanten kommunalen Stellen/Gremien und dem "Netzwerk Quartiersentwicklung" (11 osnabrücker Quartiersprojekte) vernetzt. Verwaltungsintern wurde eine Arbeitsstruktur zur Umsetzung des Konzepts „Quartier für Alle“ auf gesamtstädtischer Ebene abgestimmt: ein Koordinierungsstab als zentrales Gremium zur Entwicklung der ressortübergreifenden Zusammenarbeit und Prozesssteuerung hat sich konstituiert; die Verknüpfung von Quartiers- und gesamtstädtischer Perspektive erfolgt mittels Quartierskonferenzen.
Die nächste Förderperiode 2021-23 dient der Umsetzung und Verstetigung: gemäß Bedarfsermittlung werden intergenerative und -kulturelle Netzwerke, Unterstützungs-, Freizeit- und Kulturangebote initiiert bzw. ausgebaut, der Prozess vom koordinierten Akteurshandeln zum Quartiersgremium weiterentwickelt und der Wissenstransfer in die Verwaltung sowie das Konzept einer kommunalen Strategie der GWA/QM systematisiert und strukturell implementiert.
Der Pilotprozess dient der Entwicklung einer kommunalen Strategie zur Gestaltung des demographischen Wandels hinsichtlich der Veränderung der Bevölkerungsstruktur (Alterung & Zuwanderung):
•Die Alterung im Quartier erfordert die altersgerechte Anpassung der Lebensbedingungen & Unterstützungsstrukturen im Rahmen der kommun. Daseinsvorsorge. Umso mehr, da auch die bestehende Nachbarschaftshilfe durch Überalterung "wegbricht" und jüngere Freiwillige benötigt.
•Zu aktivierendes Engagementpotential bieten die wachsende Gruppe 60+, der Zuzug von jungen Familien & eines Gemeinschaftswohnprojektes ins Quartier.
•Im Quartier leben 84 Nationen. Der Zuzug von Geflüchteten & Zuwanderern wie von einkommensschwachen Bewohnern in den Stadtteil erzeugt Integrationsbedarf. Diese Gruppen müssen in die sozialen Infrastrukturen des Quartiers aktiv eingebunden werden, insbesondere auch in Engagement- und Kulturstrukturen.
•In der Kontaktphase hat sich ein zusätzlicher Ansatz für die lokale Entwicklung ergeben: Im Quartier sind viele Nachhaltigkeitsansätze vertreten: Foodsaver, Reparaturcafé, Stadtteilauto, Gemeinschaftsgarten, Gemeinschaftswohnprojekt, Umwelt-Lernstandort. Diese Initiativen stärker untereinander und mit der Hochschule zu vernetzen bietet die Chance, einen neuen Ansatz für die gesamtstädtische Strategie modellhaft weiterzuentwickeln. Über die Identifikation mit dem Quartier werden so auch weitere Engagement- & Unterstützungspotentiale generiert.
Fast alle Quartiersakteure arbeiten mit einzelnen oder wenigen Zielgruppen, die Bewohnergruppen leben in getrennten Subkulturen. Koordinationsaufgabe ist es, Kontakte zu stiften & sozialen Zusammenhalt zu stärken.