Am östlichen Rand der historischen Altstadt von Northeim - dem sogenannten Harztor - gibt es seit Dezember 2018 den Familientreff Hærztor. Hier sind Familien aller Kulturen und Menschen aller Altersgruppen willkommen. Der Familientreff ist ein niedrigschwelliges Angebot, ein offener Ort für Begegnung, Kommunikation und Beziehungsaufbau, sowie für die gemeinsame Gestaltung von Freizeit- und Bildungsangeboten.
Ein wichtiges Ziel ist, Kinder und ihre Familien nicht als soziale Einheit für sich autonom und isoliert anzusprechen, sondern auch die Nachbarschaft und Stadtgemeinschaft einzubeziehen. Das räumliche Umfeld und die Mitmenschen prägen Kindheit und Jugend und umgekehrt werden die Älteren und Alleinlebenden auch von Familien in ihrer Umgebung beeinflusst.
Im Quartier gibt es einige soziale Einrichtungen, die jedoch bisher wenig vernetzt sind und der Familientreff ist als neue Einrichtung noch nicht etabliert. Wir möchten in dem Projekt die Menschen im Quartier einladen, die Räume des Familientreffs zu nutzen und auch auf sie zugehen, um sie zu aktivieren, eigene gemeinschaftsbildende Aktivitäten durchzuführen. Mit dem Projekt soll so auf drei Ebenen die Quartiersentwicklung positiv und präventiv unterstützt werden: 1. Begegnungsorte schaffen und nutzen. 2. Das Netzwerk sozialer Einrichtungen aufbauen. 3. Die Gemeinschaft im Quartier stärken durch gemeinsame Aktivitäten wie z.B. community gardening.
Ergebnisse des Projektes werden zum einen die Beschreibung der sozialräumlichen Wahrnehmung des Quartiers aus Sicht von Kindern und Erwachsenen sowie die Formulierung von Bedarfen und Wünschen für ein attraktives und lebendiges Wohnumfeld am Harztor sein und zum anderen die ressortübergreifende und koordinierte Kooperation der sozialen Einrichtungen. Außerdem wird es Aktionen zum gegenseitigen Kennenlernen und zur Gemeinschaftsstärkung geben, die Bewohner*innen des Quartiers selbst entwickeln und durchführen (z.B. Spielenachmittag, Kochen).
Seitens der Stadt bestehen Überlegungen, die Bebauungspläne zu ändern, so dass Gewerbeflächen in Erdgeschosslagen in barrierefreien Wohnraum umgewandelt werden könnten. Das Harztor soll dadurch neu belebt werden und ein dauerhaft attraktiver Wohnstandort für Jung und Alt verschiedener Kulturen entstehen. Kaum genutzte Grünflächen der hist. Wallanlagen bieten außerdem Potenzial für einen Aktionsraum, der zur Stärkung der Gemeinschaft und Identifikation mit dem Gebiet als „Unser Harztor“ genutzt werden kann.
Im Quartier Harztor, dessen hist. gewachsener Name in den Köpfen der Menschen Northeims seit jeher fest verankert ist, zeigt sich exemplarisch eine in der gesamten Innenstadt von Northeim charakteristische und besorgniserregende Entwicklung: Es gibt eine hohe Anzahl von strukturellen Leerständen, Modernisierungsstau in denkmalgeschützter Fachwerk-Bausubstanz und eine Tendenz der Überalterung der Bewohner*innen. Durch das sinkende Mietniveau erfolgt ein vermehrter Zuzug von Menschen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen, gleichzeitig bleiben erforderliche Integrationsleistungen aus. Die Mischung dieser Faktoren birgt die Gefahr einer Abwärtsspirale, die mit einem mangelnden Vertrauen in eine positive Zukunft des Harztors bereits begonnen hat und zu einer Verfestigung der Probleme führen könnte (mangelnde Investitionsbereitschaft in die vergleichsweise kosten- und pflegeintensive Bausubstanz, weitere Absenkung des Mietniveaus und Wohnstandards sowie eine Stigmatisierung des Quartiers als sozial und qualitativ schlechte und "abgehängte" Wohn- und Geschäftslage).
Es bedarf dringend positiver Impulse für dieses Quartier, um langfristig ein attraktives Wohn- und Lebensumfeld am Harztor aufzubauen und zu sichern. Möglichkeiten dafür bieten sich durch die Aktivierung der Menschen im Quartier, die Beteiligung bei der Gestaltung und Nutzung von Flächen, die Förderung des Miteinanders durch Begegnung und Kommunikation. Außerdem ist die ressortübergreifende Kooperation von sozialen Einrichtungen im Quartier erforderlich. Zusätzlich muss eine gesunde und zukunftsfähige Entwicklung des Quartiers auch durch eine kommunale Strategie der Stadt unterstützt werden.